13. Juni 2011

Die ersten Biografien haben mich erreicht...

Meine ersten Leseerfahrungen, wie ich gerade darüber nachdenke, machte ich in meines Bruders und meines Zimmers, in dem Haus, das ich meine ersten neun Lebensjahre bewohnte. Ich muss drei, vier Jahre alt gewesen sein. Unser Papa hat uns die Räuber-Hotzenplotz-Reihe vorgelesen, abends vor dem schlafen gehen. Das war sehr schön. Mein Vater kann gut vorlesen. Als wir in der ersten Klasse das Alphabet lernten, waren wir der erste Jahrgang, der mit MIMI - Die Lesemaus -Büchern gearbeitet hat. die Geschichten darin gefielen mir nicht, was auch an der blassen Ästhetik der MIMI - Hefte gelegen haben könnte.
Ein besonderes Werk meiner ersten Leseversuche fällt mir allerdings immer wieder ein. Ich weiß nicht, wie die Geschichte heißt, so ähnlich wie "Die großen Zwerge und die kleinen Riesen". Die Geschichte hat mich bis heute geprägt, ich muss sie wohl in der ersten Klasse gelesen haben, oder in der zweiten.
Da ist ein Wald, in einem Eck wohnen die kleinen Riesen, im anderen die großen Zwerge. die beiden Stämme hassen sich (wirklich) und erzählen sich die bösesten Geschichten übereinander. Zeitgleich denkt sich ein junger kleiner Riese und ein junger großer Zwerg, dass ihnen ihre Umgebung zu eng wird, die gesellschaftlichen Regeln passen ihnen nicht und so gehen sie ihren eigenen Weg, verlassen ihre Dörfer, um in den Wald zu ziehen. Zufällig treffen sie sich und siehe da, sie ähneln sich sehr. Ihre Körpergröße ist identisch. Sie freunden sich an, haben die schönste Zeit, bis einer von beiden sagt, "wie schön, hier mitten im Wald einen kleinen riesen / großen Zwerg zu treffen!". "was, du bist ein kleiner Riese / großer Zwerg?!". Aufgrund der Feindbilder in ihrem Kopf entsteht ein wahnsinniger Streit, der eine fast mörderische Handgreiflichkeit mit sich zieht. Sie prügeln sich wie wild und ich denke, der eine versucht den anderen im Fluss zu ertränken. Plötzlich sehen sie sich im Spiegelbild des Wassers und begreifen, dass sie sich zum Verwechseln ähnlich sehen. Der Streit ist beendet.
Ich denke, die Message der Geschichte ist klar.
Eigentlich habe ich nie viel gelesen, ich verstand mich schon immer am besten im nichts tun.
Mit sechzehn hatte es mir Hesse sehr angetan und ich verstand mich direkt als Hesse - Jünger. Siddharta und so.
Ich bin froh, dass Böll und Grass nicht im Krieg gefallen sind, ihre Romane bereicherten mir das Leben seitdem ich neunzehn bin sehr. die frühe bundesrepublikanische Ernsthaftigkeit, damit kann ich mich identifizieren. Sie hat mich sehr geprägt. Überhaupt die Literatur der fünfziger Jahre, deutsche, meine ich. Grass, Böll, Frisch, Dürrenmatt. Etwas anderes sehe ich eigentlich gar nicht als Literatur an, beziehungsweise, ich finde, die Literatur fand in eben jenen ihren Höhepunkt. Kästner mag ich auch. Sein Werk Fabian finde ich überzogen und ich denke, da hat sich der liebe Kästner ein wenig überschätzt, aber vor kurzem las ich der kleine Grenzverkehr, ein sehr nettes Buch.
Jedoch, gelesen habe ich nie viel. Die Bücher, allerdings, die ich gelesen habe, haben mich sehr beeinflusst.

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